Es braucht Krieg um Frieden herzustellen – Teil 5
„Und doch ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Nur das Schauerliche hat einen Abschluss gefunden. Das wesentliche, das gnädige Eingreifen des Herrn geht machtvoll vorwärts und zwar ununterbrochen, fast rastlos. Am 28. Dezember 1843 war der Kampf zu Ende. Noch am 02. Januar 1844 verteidigt sich Blumhardt gegen Barth Behauptung, er untergrabe mit seinem Verfahren in diesem Kampf seine Wirksamkeit in Möttlingen. Aber schon am 01. Januar war das Gnadenwerk in Möttlingen von dem Barth im Februar 1844 rühmend erzählt, im stillen angebrochen. Noch einmal kann man von Blumhardt sagen was er am Vorabend der schwersten Entwicklung des Kampfes sagte: Nie habe ich geahnt, was nachher kommen würde. Aber es kam freundlich, hell. Es kam diejenige Erfahrung seines Lebens, gegen die die eben erzählte, völlig in den Hintergrund trat. Wir nennen sie kurz: Die Erweckung. Oft schmerzte es Blumhardt, dass manche Leute immer mehr von Kampf als von der Erweckung wissen und reden wollten, und einmal als ihm ein alter Freund das Manuskript der Krankheitsgeschichte von der Gottliebin zu Einsicht abbettelte, gab er es ihm ungern, mit der fast befehlenden Bemerkung: Aber du weißt, dass ist nicht Möttlingen. Möttlingen, dass heißt das Erlebnis welches der Name Möttlingen im Gedächtnis hervorrief auf das er auch seine großen Hoffnungen baute und dem er bis ans Ende seines Lebens eine hohe Bedeutung für die christliche Kirche zuschrieb, war nicht der Kampf, sondern die Erweckung.“
Dieser Sieg breitete sich aus über den Schwarzwald, tausende von Menschen kamen nach Bad Boll, wo er dann später seine Heilungsräume öffnete. Johann Christoph Blumhardt war ein Vorreiter, er ging in einer Sache voran, ohne dass er es richtig begriff.
In ihm lebte nur der Wunsch, Jesus für die Menschen erfahrbar zu machen. Er wollte, dass die Menschen aus ihrer frommen Lethargie aufwachten und dem Heiland des Lebens begegnen.
Er stellte sich mit dem Geist Gottes gegen die satanischen Mächte und er hat einen Krieg begonnen, der zum Ende das Ziel hatte, dass der Frieden des Friedefürst etabliert wurde, die Ruinen wiederhergestellt den Sieg Jesu darstellten, denn die Gottliebin wurde frei. Der Bruder, die Katharina wurde frei, das ganze Dorf wurde frei. Die Menschen fingen plötzlich an bei ihm anzuklopfen und die härtesten Sünder, die arrogantesten und die am meisten gelästert hatten, klopften an der Tür des Pfarrhauses und taten Buße. Und einer erzählte, das war der schlimmste von allen, der kam und sagte: „Bitte Blumhardt lass mich rein. Und er ließ ihn rein und er erzählte: Ich hatte eine schreckliche Nacht. Ich war in der Hölle und die Dämonen sagten: Geh zu Blumhardt oder du bleibst hier.“
Was bedeutet diese Aussage? Sie bedeutet dass Blumhardt namentlich in der Hölle bekannt war. Warum? Weil die Dämonen in den Abgrund gefahren waren. Und in der Hölle war der Name gefürchtet und bekannt. Unsere Namen können auch in der Hölle bekannt und gefürchtet sein. Aber es braucht, nicht nur darüber zu sprechen, nicht nur darüber zu denken und dann nett einfach weiter zu leben.
Es benötigt, diese Mächte zu konfrontieren, den geistlichen Krieg zu beginnen. Wenn wir nicht eindringen und einmarschieren, in die Gebiete des Satanischen, dann wird da nichts passieren. Es ist historisch, dass Erweckung, ein geistliches Aufwachen immer dann stattfand, wenn die satanischen Bollwerke gebrochen wurden. Es ist oft festzustellen, dass der Unterschied wie Tag und Nacht zu verzeichnen ist.
In der Geschichte um Blumhardt wird erzählt, wie einer nach dem anderen heimlich zu ihm kam und ihre Sünden bekennen wollten. Es wurden nachher so viele, dass er von morgens sechs Uhr bis Nachts um zwei Uhr durchgehend Sündenbekenntnisse anhörte und Absolution erteilte. Vergebung. Tagelang, wochenlang, so dass er irgendwann verzweifelt sagte: „Ich muss jetzt organisieren, weil ich kann ja keinen Unterricht und Gottesdienst mehr machen.“ Es kamen immer mehr Leute. Er hatte ein Studierzimmer, davor war eine Art Wartezimmer mit einer Bank (die sogenannte Büßerbank), dass war voller Männer und Frauen, die Stundenlang still und zerbrochen über ihr Sündenleid, warteten, bis sie von Johann Christoph Blumhardt in das Studierzimmer hereingerufen wurden. Dort sprach er ihnen Vergebung der Sünden zu, wenn sie aufrichtig bekannt hatten. Erleichtert und durchaus strahlend vor Glück kamen sie wieder heraus. Er hat aber manche Leute dreimal weggeschickt, wenn er den Eindruck hatte, dass es keine aufrichtige Buße war.
Vollmacht kann echte von gespielter Umkehr unterscheiden. Denn unter der Vollmacht des Heiligen Geistes sind die Geister gehorsam und Menschen wurden von einer Macht befreit, die sie gebunden und gequält hatten.
Nachdem sie sich dem Herrn ergaben, wurden sie frei. Es ist in keinster Weise arrogant, wenn Blumhardt erkannte, dass jemand kam und religiös versuchte den Eindruck zu erwecken, er wolle umkehren zu Jesus, im tiefsten Herzen aber doch nicht wirklich bereit dazu war. Blumhardt war sich seiner Stellung in Gott niemals vorher so bewußt, wie nach diesem Kampf mit den Mächten. Die religiösen Menschen halten solch eine Bewusstheit für arrogant und überheblich, weil sie nicht an den Kern ihres Herzen gekommen sind, an das man kommt, wenn man es auf Leben und Tod mit Christus und den Feinden Gottes zu tun bekommt. Es ist eher eine besondere Demut, niemanden gefallen zu wollen und das Evangelium von Christus nicht billig zu machen, sondern sich der befreienden Wirkung bewußt zu sein, wenn man es aufrichtig annimmt. Man kann sich dann der Verfolgung von religiösen Kräften sicher sein. Darin liegt die Demut, die für eine Erweckung von größter Wichtigkeit ist.