Der fünffältige Dienst und die himmlische Ordnung der Gemeinde – Teil II
Im Folgenden möchte ich ein Modell von Gemeindeleitung aufführen, welches sich derzeit am häufigsten in den deutschen Gemeinden finden lässt. Ganz oben steht der Hirte (Pastor). Seine direkten Mitspieler und Mitlenker sind die Pastoren, Verwalter, Lehrer und sogar Evangelisten. Probleme entstehen hier wegen der Prioritäten, die diese Leiterschaft setzt.
Prioritäten des derzeitigen Modells von Gemeindeleitung:
Pastoren – Menschen
Verwalter – Dinge
Lehrer – Sicherheit/Theologie
Evangelisten – Botschaft der Errettung
Dieses Leiterschaftsmodell, welches sich typischerweise in unseren Gemeinden findet, ist das, was ich die pastorale Leiterschaft nenne.
Die höchste Priorität einer pastoralen Leiterschaft sind die Menschen. Die Frage, die sie motiviert, lautet: Wie sicher, wie glücklich und wie geborgen fühlen sich die Menschen in unserem Gemeindeumfeld? Das ist wichtig, denn die Leute könnten ja woanders hingehen.
Die nächste Priorität sind die Dinge. Die Fragen, die hier motivieren, sind: Wo findet die Gemeinschaft statt? Sind wir repräsentativ für Gäste? Haben wir für alle genug Platz? Gibt es genug Finanzkraft? Die pastorale Leiterschaft funktioniert und vermittelt sich recht stark über das rechte Verwalten. Da geht es um „unser Gebäude“, den Parkplatz und viele andere Dinge, denen eine hohe Priorität gegeben wird, da das ja auch mit dem Wohl der Menschen verbunden ist. Mit diesen Schwerpunkten wird Gemeinde gebaut. Das Problem, dass ich dabei sehe, ist, dass das Wohl der Menschen nicht von diesen Dingen maßgeblich beeinflusst wird, sondern von der Intensität der Gegenwart Gottes. Das rückt aber fast immer in den Hintergrund, da der Gabenschwerpunkt in diesem Leiterschaftssystem anders gelagert ist.
Die nächste Priorität in diesem pastoralen System ist die Lehre bzw. Sicherheit. Die Fragen, die hier motivieren, sind: Ist unsere Überzeugung biblisch? Geschieht alles in biblischer Ordnung? Sind wir ausgewogen? Wir könnten ja einer Irrlehre aufsitzen oder extrem werden. Es geht um eine Lehre, die auf richtig und falsch, Wahrheit und Fehler ausgerichtet ist. Es wird gepredigt, was richtig und wahr ist. Am Ende wird den Christen beigebracht, wie sie sich gegen andere Ideologien und oft auch wie sie sich gegenüber anderen Christen verteidigen und wie sie ihre Mitgliedschaft in der Gemeinde rechtfertigen können. Selbstverständlich geht es um Wahrheit und biblischen Kontext, doch kann diese Lehrauffassung sehr warnend und abgrenzend wirken.
Letzte Priorität ist das Evangelium der Rettung. Hier ist die motivierende Frage: Werden Menschen aus der sündigen Welt zu Jesus und zur Gemeinde gerufen? Haben wir Traktate zum Weitergeben über die „4 geistlichen Gesetze“ und planen wir Aktionen, damit Menschen sich bekehren? Der Herr könnte ja kommen und wir haben den Missionsbefehl auszuführen. Die Errettung von Menschen ist normalerweise das einzige übernatürliche Geschehen unter einer pastoralen Leiterschaft. Danach wird gelehrt: Du warst ein Sünder, hast ein Gebet gesprochen und die Gnade Gottes ist nun auf deinem Leben. Deine Sünden sind dir vergeben, aber ein Sünder bist du trotzdem noch und wir behalten dich im Auge.
Die Kernwerte dieses pastoralen Umfeldes fließen von der Salbung der Leiterschaft und ihrer Struktur. Sie schaffen ein Umfeld mit Fokus auf Menschen und Dinge, die beweisbar und kontrollierbar sind.
Ein System, das die Christen gründlich daran hindert, erwachsen zu werden, bringt Anzeichen von Wachstumsstörungen hervor. Das wird sichtbar an der eingeschränkten Vielfalt der Gabentätigkeit unter den Christen. Die Menschen wachsen nicht so wie von Gott eigentlich vorgesehen, denn tief in ihrem Inneren definiert die pastorale Leiterschaft die Menschen als Sünder, die sich ihre Errettung erarbeiten müssen. Das Leben wird von sakralen To Do Listen bestimmt. Behüten und Aufpassen kann schnell zu Kontrolle werden. Kontrolle hat den dummen Nebeneffekt der Angst vor Versagen.
Die Prioritäten des neuen Modells unterscheiden sich von dem derzeitigen grundsätzlich.
Prioritäten des neuen Modells von Gemeindeleitung:
Apostel – Himmel
Propheten – geistliche Welt
Lehrer – Reich Gottes verständlich machen
Wundertäter – übernatürliche Aktivität fördern
Ich nenne dieses Modell die apostolische Leiterschaft. Unter dieser Art von Leiterschaft liegen die Prioritäten auf dem Himmel, der Gegenwart Gottes und darauf, den Plan des Himmels auf der Erde umzusetzen. Der Kernwert dieser Art von Gemeindeleitung ist es, den Herzschlag des Himmels zu hören und das Wirken des „Dritten“ Himmels wahrzunehmen, der die Strategien des Teufels verdrängt. Zeichen und Wunder bringen Menschen in eine Begegnung mit Gott, welche die Art, wie das Leben hier auf Erden gelebt wird, radikal verändert. Es wird dann nicht mehr in einem von Furcht und Reaktion geprägten Umfeld gebaut, sondern diese Leiterschaft setzt proaktiv den Plan und die Verwirklichung des Himmels auf der Erde um.
In meinem nächsten Eintrag setze ich mit der Gabe des Lehrers fort, welche in den meisten Gemeinden und Kirchen irrtümlich als die wichtigste Gabe betrachtet wurde.