Noch bevor der direkte Kampf gegen die Mächte der Finsternis begann und im Anschluss daran die Erweckung losbrach, erlebte Blumhardt etwas, was den Boden für den späteren Durchbruch bereiten sollte.

Ein erster Bote dieses Friedensfrühlings war ein Erlebnis im Konfirmandenunterricht 1841-1842. Sein Konfirmandenunterricht war durch und durch sachlich gehalten mit der Vermeidung aller bewussten Erbaulichkeit. Wo er solche bei einem Pfarrer dem er etwas sagen dufte witterte, da konnte er mit Zorn die Partei des wie er sicher Voraussetzen konnte, verstimmten und verbitterten Schülers ergreifen. Nun lassen wir uns von ihm in seinen Konfirmandenunterricht versetzen und hören ihn erzählen.

„Da ich so 20 Konfirmanden um mich herum sitzen sah, da sah ich einen Knaben, der so zu den schlimmsten gehörte, die überhaupt in der Schule waren, bei dem man glaubte, dass alles verloren wäre, denn böse Streiche hatte er gemacht. Auf einmal rieseln diesem Knaben die Tränen von den Augen. Mir war es verwunderlich, wusste nicht was daraus zu machen. Aber nach der Stunde hieß ich ihn ein wenig zu bleiben. Dann fragte ich: Was hast du, warum weinst du? Da sagte der ganz treuherzig, er habe sich ins Ohr sagen hören: deine Sünden sind dir vergeben. Es ist mir ganz unerwartet gewesen. Ich kann nicht sagen, dass ich ein ähnliches so erfahren habe wie bei diesem Knaben. Und richtig, er war von nun an, ein ganz anderer Mensch.“ 

Wieder eine Wiederherstellung einer Trümmerstätte! Die Salbung, die Blumhardt trug, bedurfte keinerlei „Stimmungs-push-ups“, sondern war in der leidenschaftlichen Hingabe dieses Mannes an Jesus, seinem Herrn, begründet.

Es kommt also nicht auf das Temperament eines Dieners der Erweckung an, sondern viel mehr auf dessen Herzenshaltung.

Blumhardt zeigte dies im Verlauf der 2 Jahre, in denen er sein ganzes Leben schonungslos einsetzte, um der Gottlieben zu helfen, von den Dämonen loszukommen. In der letzten Folge schrieb ich ja über den Pfarrer Barth, der ihn schonen wollte, da Blumhardt´s Hingabe diesen in dessen Lebensstil in Frage stellte. Oft werden Träger der Erweckung von anderen Kollegen oder möchte-gern-Hütern als übertrieben oder falsch hingestellt, weil sie mit der Hingabe nicht klar kommen.

Ein weiteres wehen von Frühlingsluft, verspürte Blumhardt am Karfreitag 1842. Also kurz vor Beginn des Kampfes, es stand damals noch traurig im Gottesdienst. Besucht wurde er zwar fleißig, sogar die Hauptstädter begannen, in Erwiderung der fleißigen Gänge Blumhardts zu ihnen um ihnen Bibelstunden zu geben sich fleißiger und zahlreicher einzustellen. Aber jene furchtbare Macht, über die Barth schon geklagt hatte, der Schlaf, herrschte noch unbestritten in der Kirche. An jedem Tag nun, erfasste Blumhardt als er noch vor der Predigt in der Sakristei saß, der Gedanke an den bevorstehenden Schlaf seiner Gemeinde an diesem Heiligen Tag mit tiefem Schmerz. Aus tiefstem innern schrie er im Geist zu Gott und er fühlte an sich selbst eine Erhörung. Der Text über den er predigen wollte, Johannes 19 „Weib, siehe, dass ist dein Sohn, siehe dass ist deine Mutter“, ergriff ihn selbst mit wunderbarer Gewalt. Blumhardt predigte anders als er es vorbereitet hatte über des leidenden Heilands herzliche Liebe zu den seinen mit seiner Herzlichkeit und Bewegtheit, dass man des Heilandes herzliche Liebe selbst heraus empfand. Eines der gesenkten Häupter nach dem anderen hob sich überrascht empor. Sie hörten ergriffen und horchten fort. Mit dem Schlaf war es aus und zwar für immer.

Hier scheint mir, dass die Verkündigung, die die Beziehungsorientiertheit Gottes zum Mittelpunkt macht, eine starke Konfrontation der Finsternis ausmachte. Denn der sogenannte „Kirchenschlaf“ hatte aus meiner Sicht einen direkten Bezug zu den dämonischen Kräften, die dort wirkten. Diese Predigt, die das Herz Gottes für die Menschen offenbarte, „weckte“ die Leute aus der Religiosität und damit aus der einschläfernden Einflussnahme der Finsternis.

Noch näher rückte die eigentliche Erweckung an der Weihnacht des folgenden Jahres am Schluss des Kampfes. Der Ruf: Jesus ist Sieger, war in der Nacht von manchen gehört und verstanden worden. Andere erzählten des Morgens, sie hätten in selbiger Stunde in den Lüften des Tals entlang, schauerliche Jammerrufe: In den Abgrund, in den Abgrund, vernommen. Alles war erschüttert und bewegt.

Wenn die Mächte loslassen müssen, was sie Jahre vielleicht sogar Jahrzehnte oder Jahrhunderte fest im Griff hatten und sich eine Region an diesem Einfluss „gewöhnt“ hatte, dann gerät erstmal alles in Bewegung und wird erschüttert, da der gewohnte Ablauf unterbrochen ist. Es wird klar, dass ein ganzes regionales Gebiet von den dämonischen Mächten beeinflusst wurde. Menschen und ihr Verhalten geben den feindlichen Mächten Anrechte auf ihr Leben und ihren Lebensraum. Sie lähmen die Entfaltung geistlicher wie auch natürlicher Möglichkeiten. Das wird im allgemeinen nicht erkannt. Die Mächte wirken subtil aber beherrschend. Es bleibt alles wie es schon immer war. Schwer, schleppend, neiderfüllt und tragisch. Einzigste „Freude“ gegen monotone Langeweile, Kirchenschlaf etc. sind böse Streiche, Raufereien in Kneipen, Besäufnisse und Zauberei. Zauberei war das Einstiegstor der Finsternis in Möttlingen. Blumhardt fand unter den Dielenboden und Treppendielen, Gegenstände der Zauberei im Haus der Gottliebin! So geschah es seit Jahren in Möttlingen. Niemand war ernstlich besorgt über den Zustand dort. Bis Blumhardt auftauchte und die Mächte der Finsternis konfrontierte. Als dann der Dämonenfürst mit seinen Schergen besiegt war, wurde nicht nur die Gottliebin befreit, sondern auch das ganze Gebiet. Plötzlich wurden die Verbindungen deutlich, die unter dem Einfluss der Mächte standen. Kinder, Ackerland und Viehzucht, Gemeindeleben, Beziehungen im Dorf, die schon immer schlecht oder belastet waren und die Moral. Man könnte es vergleichen mit dem Unkraut „Ackerwinde“, dass sich metertief unter der Erdoberfläche verbreitet und an der Oberfläche zwar erscheint, aber unter der Erde weiter verbreitet ist. So wurde die finstere Macht an der Gottliebin sichtbar, war aber eher unscheinbar weitverbreitet.

Das ist symptomatisch für viele Gegenden in dieser Welt und auch in Deutschland. Die Vorboten der Erweckung sind oft Durchbrüche in Konfrontation, Aufdeckung und Befreiung von geheimen Verflechtungen mit der Finsternis; oft unbewußt, bis es bewußt wird.

Was nach diesem letzten Aufbäumen und dem Sieg Jesu geschah, was eigentlich die Hauptsache dieser ganzen Geschichte ist darüber schreibe ich in meinem nächsten Eintrag.

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