Nachdem ich im letzten Eintrag auf die unterschiedlichen Modelle von Leiterschaft eingegangen bin, will ich in diesem Eintrag die Gabe des Lehrers und seine Funktion im alten und im neuen Weinschlauch erklären.

Die Aufgabe des Lehrers in diesem neuen, apostolischen Umfeld ist es, nicht mehr zu versuchen, ein Verteidigungsnetzwerk für Gläubige gegen andere Gläubige oder gar gegen andere Religionen aufzubauen. Der Lehrer soll helfen, dass die Menschen den Himmel und einen übernatürlichen, auf der Erde wirkenden Gott in der Schrift sehen und so weit wie möglich verstehen lernen. Sie liefern den Menschen den biblischen Kontext, um die Apostel und die Propheten sowie ihre Kernwerte zu verstehen und zu unterstützen. Sie lehren, dass diese Leiter einen Ort schaffen, an dem der Himmel die oberste Priorität bleibt, an dem alles möglich ist und auch wirklich passiert. Wenn die Menschen nämlich nicht verstehen was passiert, werden sie wieder die Kontrolle übernehmen wollen.

Der Dienst des Lehrers wird zurzeit als Dienst mit der höchsten Salbung eingestuft. In der himmlischen Hierarchie ist er aber auf der 3. Stufe. Diese Salbung allein hält die Gemeinde auf einem Durchschnittsmaß an Effektivität und Einfluss. Es war und ist ein großer Fehler, den Dienst des Lehrers zum gesalbtesten Dienst in der Leiterschaft der Gemeinde zu erheben. Es gibt heutzutage innerhalb der Gemeinde ein großes Bedürfnis nach Sicherheit. Wir möchten sicher sein, dass das, wofür wir unser Leben einsetzen, richtig ist und fühlen uns umso besser, je mehr wir das beweisen können. Um unseren Glauben zu verteidigen, meinen wir, alles logisch begründen zu müssen. Das kommt aber aus einer großen Unsicherheit. Wenn sich der Himmel in der Gemeinde nicht mehr offenbart, dann müssen die Christen irgendwie beweisen, dass es vernünftig ist, Jesus nachzufolgen. Wenn die Kraft des Evangeliums ersetzt wird durch Argumente, dann sollten wir aufmerksam werden. Wenn ein Mensch eine Berührung mit dem Himmel hat, ist dies Beweis genug dafür, dass Jesus wirklich der ist, der er behauptet zu sein. Aber wenn die Gemeinde auf einer „logischen“ Kultur beharrt, fordert sie ein logisches Evangelium ein und wendet sich in der Konsequenz den Lehrern zu. Das Wort Gottes wiegt schwerer als das Bedürfnis nach einer übernatürlichem Begegnung mit dem Herrn.

Tief verwurzelt im Lehrer ist das Bedürfnis, recht zu haben und er teilt die Welt in erster Linie in schriftgemäß und nicht schriftgemäß. Da er seinen Schwerpunkt auf dem Wort Gottes hat, legt auch die Gemeinde unter seiner Leiterschaft ihren Schwerpunkt auf das Wort. Die Lehrer als treibende Kraft in der Gemeinde haben unsere Aufmerksamkeit auf das „Gesetz“ gelenkt. Streitereien über das Wort beginnen, wenn wir uns allein auf das Wort konzentrieren. Der Leib Christi wird über dem Richtig und Falsch zerrissen.

Lehrer neigen dazu, ein intellektuelles Evangelium zu lehren, was die Gefahr in sich birgt, einen Gott zu erschaffen, der ganz ähnlich aussieht wie wir und der so groß ist wie wir. Das Suchen nach Antworten führt manchmal zu einer Verwerfung des Geheimnisvollen. Als Folge davon wird das Geheimnisvolle oft als etwas behandelt, das nicht hinnehmbar ist, anstatt es als echten Schatz zu sehen. Lehrer sind oft in der Gefahr, das, was sie nicht erklären oder beantworten können, zu verwässern oder zu verkleinern, damit die Gläubigen sich besser fühlen. Allzu viele gehorchen nur dem, was sie verstehen, womit sie Gott ihrer eigenen Beurteilung unterwerfen. Eine Offenbarung in der Schrift, die nicht zu einer geistlichen Begegnung mit Gott führt, wird uns lediglich religiöser machen und uns lehren, äußere Standards ohne die inneren Realitäten zu übernehmen.

Was ist denn nun die Rolle des Lehrers, wenn es nicht darum geht, zu beweisen, dass die Christen mit ihrem Glauben richtig liegen?

Lehrer, die ihre wahre Aufgabe in der Gemeinde wahrnehmen möchten, müssen dem übernatürlichen Lebensstil nachjagen. Ihre knallharten Argumente und ihre leblosen Theologien müssen sie zutiefst unzufrieden machen. Sie müssen den Mut wachsen lassen, nicht alle Fragen des Lebens beantworten zu können. Die Lehrer müssen das Unerklärliche und das Mysteriöse umarmen.

Durch ihre Salbung werden die Lehrer der Ausbildung immer einen hohen Wert beimessen. Ich habe für mich auch entdeckt, dass ich große Anteile an einer Lehrsalbung trage und die Ausbildung der Heiligen mir sehr am Herzen liegt. Das hat mir auch schon Probleme gemacht. Ich habe auch geglaubt, die meisten Probleme durch Schulung und eine schriftgemäße Lehre lösen zu können. Aber die wahre Veränderung, die ich sehen wollte, wird unter der Leitung einer apostolischen und prophetischen Kultur entstehen. In einer übernatürlichen Kultur werden Lehrer übernatürliche Ergebnisse erzielen.

Jesus brachte das „Vormachen-und-Erklären-Modell“ auf eine ganz neue Ebene. Lehrer müssen das Vormachen wieder auf den Lehrplan nehmen. Bill Johnson sagt öfters, dass Jesus die vollkommene Theologie ist. Wenn wir sehen, dass Jesus es macht, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Wenn er nichts von dem getan hat, was wir gerade tun, sollten wir uns fragen: Was ist da falsch gelaufen?

Die Aufgabe des Lehrers ist zu helfen, Übernatürliches nachzuvollziehen und die Heiligen auszubilden und auszurüsten, damit sie in diesen Prozessen mitwirken können. Damit eine Erweckung bleiben kann, braucht sie Lehrer, die das Übernatürliche erklären und festhalten können, indem sie die Erfahrungen auf das Wort der Schrift übertragen können.

In meinem nächsten Eintrag will ich auf die Rolle des Evangelisten im alten und im neuen Weinschlauch eingehen und erklären, warum auch die Evangelisten im alten Weinschlauch die Orientierung auf Menschen gefördert haben und welche Rolle sie im neuen Weinschlauch haben.

1 Comment

  1. brilliant, danke für deine feine Unterscheidung.
    Es geht nicht um in Stein gemeißelte Argumente, es geht um eine Begegnung ….
    Wir müssen Jesus nicht beweisen, das tut er selbst, wenn wir Ihn lassen

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