Eine Charakteristik des 2. apostolischen Zeitalters ist die Neuentdeckung der Wichtigkeit des fünffältigen Dienstes. Deswegen will ich in den folgenden Einträgen darüber schreiben, welche Aufgaben die Gaben des fünffältigen Dienstes für die Gemeinde haben und wie man sie erkennt.

Es ist eine große Ehre, dass Gott der Gemeinde Gaben in Form von Menschen gibt, die Salbungen von Ihm tragen und so zum Segen und zur Stärkung jedes einzelnen Gliedes im Leib beitragen. Damit der Dank und die Ehre gegenüber Gott noch größer wird, erörtere ich nach meinen Kenntnissen diese Gaben.

„Und die einen hat Gott in der Gemeinde eingesetzt erstens als Apostel, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer, sodann Wunderkräfte, sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Arten von Sprachen.“  1.Korinther 12, 28

„Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für den Aufbau des Leibes Christi.“  Epheser 4,11 -12

Wir erkennen in diesen Versen, dass Paulus eine gewisse Reihenfolge aufzeigt. Das ist nicht zufällig oder willkürlich austauschbar, sondern hat einen tieferliegenden Grund.

Der Apostel Paulus führt diese Reihenfolge nach dem Grad des Übernatürlichen in den einzelnen Gaben auf. Die Reihenfolge beschreibt eine „Fließrichtung“.  Apostel und Propheten lassen den Fluss des Himmels durch Lehrer, Hirten und Evangelisten fließen. Zeichen und Wunder werden freigesetzt. Weiter geht es dann zu den Hilfeleistungen, Verwaltung und Sprachen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es eine logische Konsequenz, dass die Grundlage der Gemeinde Jesu die Apostel und Propheten sind.

„Das Fundament des Hauses, in das ihr eingefügt seid, sind die Apostel und Propheten, und der Eckstein dieses Gebäudes ist Jesus Christus selbst.“  Epheser 2,20

Auf die Wirkung und Beziehung zwischen den Gaben werde ich im Laufe dieser Reihe näher eingehen.

Ich möchte heute mit der Gabe des Hirten (Pastor) beginnen.

Manche haben irgendwie das Gefühl, die Gabe des Hirten ist nicht so prickelnd und eher eine schlechtere Gabe, als zum Beispiel die Gabe des Propheten. Das ist aber nicht die Wahrheit! Der Hirte ist von großer Bedeutung im Leib Christi und muss hoch geehrt werden, wie alle anderen Ämter gleichermaßen. Doch damit die volle Genialität dieses Dienstes entfaltet werden kann, braucht es die Ordnung Gottes.

Diese Göttliche Ordnung wurde im Laufe der Jahrhunderte verzerrt und es entstand ein falsches Verständnis der Dienste und Ämter. Durch dieses falsche Bild ist das Hirtenamt unter den Erweckungen in Verruf geraten. Denn statt die Gemeinde auf Apostel und Propheten zu gründen, hat die deutsche Kirche zumeist den Lehrer, Pastor oder Evangelisten zum Hauptleiter gemacht. Der Hirte (Pastor) hat die Aufgabe, Gemeinden mit einer starken Werteorientierung für Familien zu schaffen, um den Charakter und gute Beziehungen zu formen. Das ist sehr wichtig in einer Gemeinde, doch wenn das zur Hauptpriorität des Leitens wird, dann gibt es eine zunehmende Abschwächung des übernatürlichen Wirken Gottes.

Pastorale Denkmuster sind absolut wichtig für die Gesundheit der Lokalgemeinde. Wenn Menschen zusammen kommen, ob Familien, Gemeinschaften, Schulen oder Kirchengemeinden, dauert es nicht lange und sie werden beginnen, sich in irgendeiner Form zu organisieren, so dass ihre Bedürfnisse gestillt werden. Man könnte ein Bild einer Katastrophe zur Veranschaulichung bemühen: Essen und Trinken, Schutz, Sicherheit und schließlich Hoffnung auf Rettung, das sind die Prioritäten. Je länger sich die Rettung hinzieht, umso mehr stellt sich die Frage, wer kann uns anführen? Die Wahl wird dann höchstwahrscheinlich auf die Person fallen, die den offensivsten Rettungsplan anbietet – eine Art Indiana Jones. Wenn das nicht funktioniert, fängt man an, über eine längerfristige Rettung nachzudenken. Dafür sucht man sich einen mitfühlenden, zuverlässigen, praktisch denkenden und berechenbaren Leiter. Er wird dafür sorgen, dass alle das bekommen, was sie brauchen. Mit ihm wird es gepflegt und geschützt zugehen. Das ist dann der typische Pastor, wie man ihn meistens in Gemeinden vorfindet.

Die Menschen wenden sich demjenigen zu, der wahrscheinlich ihre speziellen Bedürfnisse bedienen wird. Menschen, die in erster Linie auf ihre eigenen Bedürfnisse ausgerichtet sind, werden sich einen Leiter suchen, der den gleichen Fokus hat. Wenn es um langfristiges Überleben geht, suchen Menschen nach einer pastoralen Salbung in ihrem Leiter! Wenn die Hirten aber nicht mit den Aposteln und Propheten in Verbindung stehen, werden die Menschen unter ihrer Leitung wieder auf sich selbst fixiert werden und der Pastor wird ihnen eine natürliche Alternative anstatt eines übernatürlichen Lebens bieten müssen. Wenn jemand mit einer pastoralen Salbung der Hauptleiter ist, erwarten die Menschen, dass sich alles um sie selbst dreht.

Wenn aber die pastorale Salbung mit der apostolischen Salbung verbunden wird, erhält man ein wichtiges Bauteil des Trichters für den Fluss vom Himmel zur Erde. Die mitfühlenden, fürsorglichen Leiter sind die Lösung für das Hinterausgangsproblem, das im Wirkungskreis der Apostel und Propheten entsteht. Denn in diesem Wirkungskreis entstehen viele Momente der Unverständlichkeit und Unsicherheit, da das Übernatürliche nicht kontrolliert werden kann und Menschen dadurch geängstigt werden. Sie verlassen die Gemeinde durch die Hintertür (deshalb, weil so viele begeisterte Leute durch den Haupteingang reinkommen und es merkwürdig aussieht, dass da noch jemand wieder raus will).

In einer Erweckungskultur bringen die Hirten den Menschen die apostolische Führungskultur nahe. Die pastorale Salbung schafft durch die Beziehungen, die Hirten zu Menschen aufbauen, eine vertrauensvolle Atmosphäre. So eine Art Leiter lässt man in sein Leben, sein Zuhause, in seine Familien hinein. Sie fühlen sich nahbar an. Hirten, die lernen einen zweifachen Fokus zu bewahren, nämlich auf den Himmel (den Apostel & Propheten stark freisetzend) und auf die Menschen, können es schaffen, die Erweckungskultur in den Alltag der Christen zu transportieren.

Ich habe in meinem Dienst immer wieder festgestellt, dass dieser Spagat von den meisten nicht angenommen wird, denn diese Balance erfordert viel Kraft. Natürlicherweise möchte ein Pastor, dass sich die Menschen geliebt und geborgen fühlen, dass sie in der Gemeinde eingebunden sind und in Jüngerschaft wachsen. Pastoren, die unter apostolischer Leiterschaft stehen, können beispielsweise Hauskreise oder Zellgruppen gründen, ohne dies zur höchsten Priorität der Gemeinde zu machen.  Normalerweise wären ohne apostolischen Einfluss gerade diese Gruppen und Kreise die höchste Priorität, da man dort optimal den Bedürfnissen der Menschen begegnen kann.

Ich habe erlebt, wie es zu Spannungen führt, wenn es apostolische Aufbrüche gibt und die Dinge in den Augen der Hirten drohen, ausser Kontrolle zu geraten.

In der Ordnung des Himmels bringen Pastoren den Menschen die fürsorgliche Gegenwart Gottes nahe. Sie helfen dabei, dass sie sich in die übernatürliche Atmosphäre einklinken können, die die Apostel und Propheten schaffen. Sie helfen den „Kontrollverlust“ nicht als bedrohlich zu sehen, sondern als Chance. Anstatt die Menschen zu sich zu ziehen, um ihnen ihre Liebe für die Verwundeten zu zeigen, führen sie die Menschen nun in die Gegenwart Gottes, damit sie dort finden was sie brauchen.

Das macht Pastoren (Hirten) eigentlich wirklich glücklich: wenn Menschen dank der Apostel und Propheten die grünen saftigen Auen der übernatürlichen Kraft Gottes entdecken, um dort in der direkten Begegnung mit Gott Trost und Freiheit zu finden.

Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

 

Schliessen